24 Januar 2010

Ich komme voran: Die Sehnsucht - ganz nah

Wer wollte ihn verurteilen, den jungen Mann? Schliesslich leben wir alle mitunter in Träumen, und alle kennen wir wohl die Sehnsucht nach fremden Welten, anderen Menschen, glauben beengt in einem Käfig zu sitzen wie ein Vogel, der, schmetternd ein traurig Lied, in seinem Käfig hockt und nicht davonfliegen kann. »Freiheit«, schreit es in uns. Luft begehren wir an, um zu atmen, Weite, um zu sehen, Wärme, um aufzublühen, Wasser, um uns zu erfrischen. Und, fügen wir mitunter an: ». . . eine zarte Haut, um sie zu erfühlen, und den Menschen dazu, um glücklich zu sein.«

Und genau daran, an dieser Sehnsucht nach verbindender Zweisamkeit, scheiterten Otto Juniors weitfliegende Träume, mithin also am einzigen, was einen Menschen wirklich aufhalten konnte zu jener und kann in heutiger Zeit: an der Liebe. Denn kaum war er aus dem Dorf hinausgekommen, vor wenigen Minuten erst war dies gewesen, wie ihm schien, obwohl er zu jenem Zeitpunkt bereits ein riesiges Bergmassiv in Richtung Süden überwunden hatte, trat sie ihm in Form einer resoluten jungen Wirtshaustochter entgegen. Sie gehörte zu jenem Lokal, in deren Sommerlaube er unter dem Rebengeflecht sitzend einen Becher Wein zu trinken gedachte.

(Ein weiteres Häppchen aus meinem noch unvollständigen, titellosen neuen Roman)

18 Januar 2010

Und noch eine Geschichte. . .

So geht es mir oft: Da versuche ich ganz ernsthaft an der Geschichte zu arbeiten, an der ich schreibe - und plötzlich taucht ein völlig anderer Stoff vor meinem inneren Auge auf. Rasend schnell entwickelt sich, was eben noch eine unbestimmte Idee war, schon kenne ich Anfang und Ende, und ich weiss: Ich könnte mich jetzt hinsetzen und das Ganze innert weniger Tage zu Papier bringen, respektive meinem Computer anvertrauen.

So erging es mir bei meiner Arbeit an «UnGlück», meinem aktuellen Roman, als ich im Sommer 2009 die kleine Erzählung «SehnSucht» einschob. So ergeht es mir jetzt wieder.

Soll ich - frage ich mich - diesem Drängen erneut nachgeben? Soll ich stur bleiben in der Hoffnung, das faszinierende andere Motiv, dieses «fertige» Manuskript, sei in meinem Kopf noch vorhanden, wenn ich mein «Hauptwerk» abgeschlossen habe?

Noch bin ich mir unschlüssig. Sobald ich es weiss, findet sich an dieser Stelle die Antwort.

14 Januar 2010

Otto . . . das Feld . . .

...dieser Acker, jenes Stück Erde, das brach daliegt: Sie sind gesetzt. Otto, der Name von Generation zu Generation weitergereicht, wie dies früher üblich war, als der älteste Sohn so hiess wie sein Vater und dessen Sohn wiederum und wiederum sein erstgeborener männlicher Nachkomme: Er ist nicht nur Figur, sondern Programm.

Ansonsten: Alles im Fluss, vieles noch unbestimmt, vage, erst als winziges Wölkchen am Horizont sich zeigend. Ob sie sich entleeren wird oder vorbeizieht? Man wird sehen.

Ich nähere mich in der Arbeitsweise wieder jener an, die bereits meinen ersten Roman bestimmte: Hier das laufende Dokument, einem Tagebuch ähnlich, das anschwillt und überquillt, dort jenes, in das sich verdichten wird, soll, hoffentlich tut, was ich täglich skizziere.

Wie lange der Prozess diesmal dauern wird? Monate sicher, ein Jahr, länger? Das vermag ich noch nicht zu sagen.

11 Januar 2010

Weiter am Prolog gearbeitet

Heute früh bin ich gut vorangekommen: Ich habe während meiner Fahrt nach Zürich weiter am Prolog gearbeitet und dabei meine Selbstzweifel verloren - die immer und periodisch auftreten, das bin ich mir gewohnt -, ob aus der Geschichte jemals etwas wird.

»...Und da ist es kein Wunder, dass alljährlich einmal alles zum Jahrmarkt strömt, auch wenn er auf einem unebenen Acker stattfindet, der zu dieser Zeit fast stets durchweicht ist vom Regen, und wo der Wind derart giftig über die Fläche zischt, dass auch die dickste Jacke nicht wärmender Schutz genug ist.«

Langsam dämmert mir, wohin die Reise diesmal geht...

08 Januar 2010

Die Nerven sind angespannt

Manchmal zerreisst es einen dann schon fast: Da sprudelt, kaum stösst man gewissermassen das Stöckchen auf den Boden, unter dem man Wasser vermutet, eine Geschichte empor, beginnt sich in barocker Pracht im wahrsten Sinne mit alle Fülligkeit zu entfalten, die man sich nur erdenken kann, doch bleibe ich limitiert auf jene Stunde am frühen Morgen und jene am Abend, die beiden Zugfahrten, um ihr schreibend zu folgen. Und manchmal stiehlt man sich des Nachts noch eine weitere ab, doch es genügt nicht.

Die Nerven sind angespannt, da man zwischendurch dem normalen Tagwerk nachzugehen hat und den Gedanken verbieten will, sich weiter zu bewegen, damit man nichts versäume und noch nachkäme, sobald man wieder frei wäre, sie fliegen zu lassen.

Und gleichwohl macht sich Zuversicht breit: Sie schreitet voran, die Geschichte, und es sind nicht mehr nur Bilder, die sich sukzessive einstellen, sondern sie reihen sich ein...

07 Januar 2010

Es geht zögerlich vorwärts. . .

. . . mit meinem neuen Buch, das noch nicht einmal einen wirklichen Arbeitstitel hat. Zweieinhalb Kapitel sind roh entworfen, zweieinhalb deshalb, weil das dritte noch roher ist wie die vorhergehenden zwei, langsam zeichnen sich mögliche Linien ab, Verästelungen, Geschichten und Gesichter verdichten sich.

Ich liebe dieses scheinbar ziellose Schreiben, das letztlich dorthin führt, wo ich plötzlich verwundert die Augen reibe und mir sagen muss: «Genau hierhin wollte ich von Beginn weg...»

06 Januar 2010

Herr-rrr-rrr-einspaziert - die Schau beginnt!

«Hereinspaziert!» Er schreit sich die Seele aus dem Leibe, damit der Mob nicht aufmerksamslos vorbeiginge am schmutzigabgenutzten Zelt: «Herr-rrr-rrr-einspaziiiiiiert!»: So etwa beginnt mein neuer Roman, den ich im Dezember 2009 in Angriff genommen habe. Noch ist ziemlich weit offen, wohin die Reise geht - lassen Sie sich zu gegebener Zeit überraschen!

«Herr-rrr-rrr-einspaziert!»

Ende 2009 erschienen: «UnGlück»


Die Arbeit an meinem zweiten Roman «UnGlück» begann unmittelbar nach dem Abschluss des ersten, «Vom Leben». Die Geschichte hatte sich vor vielen Jahren in meinem Hirn festzusetzen begonnen, als ich in einem Restaurant nahe der Bayswater Road in London einen weisshaarigen Herrn mit einer jungen Begleiterin gesehen hatte. Es war nichts Ungewöhnliches zu beobachten gewesen, die Szenerie also keineswegs in irgend einer Form verfänglich: Es sah so aus, als ob ein Professor hier mit einer seiner Studentinnen in ein angeregtes Gespräch vertieft sei.

Gleichwohl begann sich in mir eine ganze Geschichte zu formen, deren Kern eine hitzige Debatte zwischen ihm, dem Professor, und seiner Gattin sein würde. Dabei würde sich alles in nur einem Raum abspielen, dem sogenannten Salon, wo er am Fenster stünde während sie miteinander stritten und dabei ihre gesamte, gescheiterte Beziehung Revue passieren lassen würden.

Viele Jahre hatte sich diese Geschichte nicht gerade weiterentwickelt, aber doch in mir geruht. Nun, glaubte ich zu spüren, war sie reif, endlich erzählt zu werden.

Die Erzählung «SehnSucht»


Die «Kleine Geschichte einer grossen Liebe» habe ich in meinem Urlaub 2009 auf Rhodos geschrieben. Praktisch in einem Zug. Ich hatte eigentlich an meinem zweiten Roman arbeiten wollen, doch kam ich dabei nicht vom Fleck. Also legte ich jenes Manuskript beiseite, das mich zu jenem Zeitpunkt seit gut einem Jahr nicht aus den Fängen liess.

Wenn nur die Zeit einmal stillstünde...

Uns fehlt, während wir uns bemühen, unser Dasein zu bestehen, die Distanz zum Leben, die Gnade, uns auf unsere innere Stimme zu verlassen, allzu oft sind wir blockiert, durch Normen, Erziehung, eine angeborene oder antrainierte Zurückhaltung, das zu tun, wonach uns der Sinn stünde und was demnach zweifellos richtig wäre.

Wir unterlassen aber auch bewusst und unbewusst die kontinuierliche, eine kritische und permanente Würdigung unseres Handelns.Wir gleiten durch die Tage, ohne jemals wirklich zu reflektieren. Die Zeit, geben wir vor, fehle uns, dabei treibt uns Unrast an, wir neigen stets zu Aktivismus.Wir hüpfen von einer verpassten Gelegenheit zur nächsten. Es müsste sich doch irgendwann die Chance eröffnen, eine wirkliche Pause einzulegen, einzuhalten, während die Zeit stillstünde, sich nichts rührt, sich nichts verändert.

(Aus meinem Roman «Vom Leben», Books on Demand, 2008, ISBN 9-783-837-07099-6)

Erster Roman: «Vom Leben»


«Vom Leben» heisst mein erster Roman, der 2008 in einer ersten Auflage erschienen ist. Das Buch handelt «vom Weggehen und Ankommen und Ankommen und Weggehen». Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, den es eher zufällig nach Lissabon verschlägt. Er verliebt sich sogleich in die Stadt.

In Lissabon fällt dem Ich-Erzähler die Geschichte eines Mannes ein, der in seiner eigentlichen Heimat auf einer Wanderung ebenso spontan, wie er selber nach Portugal gereist ist, einem verwitterten Wegweiser folgt und in ein Bergdorf gelangt, wo er sich niederlässt, umsein Lebenswerk zu verfassen.

Doch: Hat der Ich-Erzähler nun den Mann in den Bergen erschaffen - oder war es umgekehrt? Und welche Rolle spielt die alte Dame, die scheinbar ausserhalb von Zeit und Raum lebt und den beiden zur Seite steht? Diese und viele weitere Fragen stellen sich in dieser Parabel auf das Leben, in der klar wird: nicht alles ist, wie es scheint.