24 Januar 2010

Ich komme voran: Die Sehnsucht - ganz nah

Wer wollte ihn verurteilen, den jungen Mann? Schliesslich leben wir alle mitunter in Träumen, und alle kennen wir wohl die Sehnsucht nach fremden Welten, anderen Menschen, glauben beengt in einem Käfig zu sitzen wie ein Vogel, der, schmetternd ein traurig Lied, in seinem Käfig hockt und nicht davonfliegen kann. »Freiheit«, schreit es in uns. Luft begehren wir an, um zu atmen, Weite, um zu sehen, Wärme, um aufzublühen, Wasser, um uns zu erfrischen. Und, fügen wir mitunter an: ». . . eine zarte Haut, um sie zu erfühlen, und den Menschen dazu, um glücklich zu sein.«

Und genau daran, an dieser Sehnsucht nach verbindender Zweisamkeit, scheiterten Otto Juniors weitfliegende Träume, mithin also am einzigen, was einen Menschen wirklich aufhalten konnte zu jener und kann in heutiger Zeit: an der Liebe. Denn kaum war er aus dem Dorf hinausgekommen, vor wenigen Minuten erst war dies gewesen, wie ihm schien, obwohl er zu jenem Zeitpunkt bereits ein riesiges Bergmassiv in Richtung Süden überwunden hatte, trat sie ihm in Form einer resoluten jungen Wirtshaustochter entgegen. Sie gehörte zu jenem Lokal, in deren Sommerlaube er unter dem Rebengeflecht sitzend einen Becher Wein zu trinken gedachte.

(Ein weiteres Häppchen aus meinem noch unvollständigen, titellosen neuen Roman)