14 Februar 2011

Der Ausblick, der mir Alexandra bescherte


Dieser Ausblick war es, der mir die Romanfigur Alexandra in meinem ersten Roman »Vom Leben« (ISBN: 9-783837-070996) bescherte.

«Erzähl mir etwas», fordert Alexandra am Miradouro de Santa Luzia, während wir auf einem der Steinquader sitzen und den Blick über die Dächer der Alfama und zum Tejo schweifen lassen.

«Dort drüben wohne ich», fährt sie gottlob fort, noch ehe ich mir schlüssig bin, ob und wie ich antworten oder ob ich mich ausschweigen ...soll. Sie zeigt unbestimmt auf die gegenüberliegende Häuserzeile in pastellfarbenem hellem Blau, Gelb und Rot, in die sich etwas Ocker und jenes Braungrau mischen, das man überall in der Stadt antrifft. In einem dieser Häuser also, jenes mit seinem rostenden, verbogenen Wellblech-Sonnendach über der Terrassentüre schliesse ich alsogleich aus, befände sich ihr Reich, das ich mir sofort in den buntesten Farben auszumalen beginne: Wunderschön würde sie sein, ihre Wohnung, gepflegt, geschmackvoll eingerichtet, hell und freundlich, und herrlich der Ausblick.

«Wenn Du schön artig bist», lacht sie, «werde ich Dir mein Zuhause zeigen. Später. Vielleicht . . .»

(Aus: »Vom Leben«, Roman, 2008/2009, ISBN: 978-3-837-07099-6)

02 Februar 2011

Geschichten, die das Leben schreibt (I von unendlich)

Geschichten, die geschrieben werden könnten oder über die es sich zumindest nachzudenken lohnt, begegnen mir im Alltag immer wieder und fast täglich. Heute beispielsweise jener Mann (Typ »Banker« und »Offizier«, forsch, entscheidungsgewohnt, mit deutlicher Stimme und Aussprache), und sein Sohn (Typ: Schüler, schüchtern, etwas verängstigt). Zusammen betreten sie das Lokal, in dem ich manchmal über Mittag rasch einen Teller Pasta zu mir nehme. Der Vater hat den Sohn eingeladen.

Doch kaum sitzen sie am Tisch neben mir, sagt der Vater: »Ich muss etwas aufs Geld schauen, ich habe nur dreissig Franken in der Tasche.«

Der Sohn (leise): »Ich habe Geld dabei.«

Der Vater (bestimmt, mit einer kleinen Prise Freundlichkeit): »Du möchtest dich also beteiligen?«

Der Sohn nickt.

Der Vater: »Ich gebe dir das Geld zurück.«

Der Sohn nickt.

Der Vater: »Du musst mich aber daran erinnern, sonst vergesse ich es.«

Der Sohn nickt.

Und dann spielt der Vater (forsch, bestimmt, entscheidungsgewohnt, führungserfahren) seine Kernkompetenz aus: Er erklärt dem Sohn, wie er sich auf Prüfungen vorbereiten soll, wie man effizient lernt, wie man sich so verhält, dass man gehört wird, wie er sich geben soll - eine richtig gute Lebensschulung...

Also, ich weiss nicht so recht...