02 Februar 2011

Geschichten, die das Leben schreibt (I von unendlich)

Geschichten, die geschrieben werden könnten oder über die es sich zumindest nachzudenken lohnt, begegnen mir im Alltag immer wieder und fast täglich. Heute beispielsweise jener Mann (Typ »Banker« und »Offizier«, forsch, entscheidungsgewohnt, mit deutlicher Stimme und Aussprache), und sein Sohn (Typ: Schüler, schüchtern, etwas verängstigt). Zusammen betreten sie das Lokal, in dem ich manchmal über Mittag rasch einen Teller Pasta zu mir nehme. Der Vater hat den Sohn eingeladen.

Doch kaum sitzen sie am Tisch neben mir, sagt der Vater: »Ich muss etwas aufs Geld schauen, ich habe nur dreissig Franken in der Tasche.«

Der Sohn (leise): »Ich habe Geld dabei.«

Der Vater (bestimmt, mit einer kleinen Prise Freundlichkeit): »Du möchtest dich also beteiligen?«

Der Sohn nickt.

Der Vater: »Ich gebe dir das Geld zurück.«

Der Sohn nickt.

Der Vater: »Du musst mich aber daran erinnern, sonst vergesse ich es.«

Der Sohn nickt.

Und dann spielt der Vater (forsch, bestimmt, entscheidungsgewohnt, führungserfahren) seine Kernkompetenz aus: Er erklärt dem Sohn, wie er sich auf Prüfungen vorbereiten soll, wie man effizient lernt, wie man sich so verhält, dass man gehört wird, wie er sich geben soll - eine richtig gute Lebensschulung...

Also, ich weiss nicht so recht...