13 Februar 2010

Der Zufall

»Immerfort sprecht ihr davon, dass ihr mich erwartet habt, schon vorhin, in der Kneipe. . .«

»Und so war es, mein Sohn, genau so war es. Es ist alles niedergeschrieben in dem Buch, das der Pfarrer verschlossen in seinem Schrank aufbewahrt. Aber der Alte, jener, der vorhin in der Ecke sass, er hat es gesehen, als er jung war, und er hat darin gelesen. Also hat er uns in den letzten Wochen, da er aufgrund dieses Studiums wusste, dass die Zeit gekommen war, mehrmals täglich ermahnt, es nicht zu vergessen: dass Du in unser Leben treten und deine Aufgabe hier bei uns übernehmen würdest.«

»Das ist absurd«, stösst Giusep hervor, »denn ich bin rein zufällig in dieses Dorf gekommen.«

»Den Zufall gibt es nicht, mein Sohn.«

(Schnipsel aus dem in Entstehung begriffenen neuen Roman, 2010/Martin Andreas Walser)