09 Mai 2010

Wie beginne ich ein Buch?

Diese Woche wurde ich gefragt: »Wie beginnst du ein Buch? Liegt meist schon ein Thema vor? Oder lässt du der Intuition freien Lauf? Oder aber, du beginnst ein Buch auf Anfrage?«

Meine Antwort:

Vielleicht muss ich etwas eher Grundsätzliches vorausschicken: Schreiben war immer ein wesentlicher Teil meiner beruflichen Tätigkeit, doch ist Journalismus oft insofern unbefriedigend, als viele Sachzwänge, manchmal "Scheren im Kopf" und ein steter Termindruck die Begleiter sind. Beim Schreiben meiner Bücher will ich hingegen möglichst frei und unabhängig sein. Deshalb hat es wohl vierzig Jahre bis zur Veröffentlichung meines ersten Romans gedauert: Ich wollte schon immer meine Bücher selber verlegen und mir nicht vorschreiben (oder mich überzeugen. . .) lassen, was "richtig", was "falsch", was "gängig" oder "so nicht verkaufbar" sein würde.

Diese lange Zeit hat viele Geschichten in mir reifen lassen wie ein Wein im Eichenfass. Einige sind zu Essig geworden, andere scheinen grundsätzlich geniessbar zu sein. Somit beginne ich ein neues Buch gewissermassen mit einer "vollständigen Geschichte" im Kopf. Es entsteht daraus ein Text, der in der Regel rund zwei Drittel des endgültigen Umfangs umfasst. Er präsentiert sich in dieser Form wie ein Bild, das ich male: Alles scheint vorhanden - und doch ist das Ergebnis des sorgfältigen "Ausmalens" (meist) ein völlig anderes, als die ziemlich detaillierte Skizze es suggerierte. Manches fällt weg, andere Dinge kommen hinzu. Der Text bläht sich auf - und büsst bis zum Schluss wieder gut und gerne 50 Prozent seiner grössten Ausdehnung ein. . .

Ein wunderbarer Prozess insgesamt!

Nachzulesen auf:
http://der-buecherwahnsinn.blogspot.com/