23 Mai 2010

Mein kommender Roman

Wovon er denn handeln werde, mein neuer Roman, werde ich dann und wann gefragt. Es wäre gelogen, würde ich behaupten, es nicht zu wissen. Schliesslich ist sie schon ziemlich weit gediehen. Andererseits habe ich mir früher einreden lassen, von etwas zu reden, das erst im Entstehen begriffen ist, führe letztlich dazu, dass man es nie vollenden kann. Bei mir war das anders: Gerade weil ich nie über meine Projekte gesprochen habe, sind sie nie gediehen. Vielleicht, da meine Umwelt glaubte, ich faulenze bloss, habe ich mich jeweils zurückgezogen. Und man hat ergo meinen Wunsch, in Ruhe nachdenken und arbeiten zu können, ständig missachtet. Was weiss ich.

In meinem kommenden Roman wird es um Beziehungen gehen. Vermeintlich gescheiterte, vermeintlich neue, das böse Erwachen und die glückliche Wendung. Die Menschen sind in diesen neunzehn Stunden, von denen mein Buch handelt, eingebettet in einen Staat, der die scheinbar schlimmste Krise seit Jahren oder Jahrzehnten oder überhaupt durchlebt, je nach Betrachtungsweise. Und während er auf die scheinbare Herausforderung reagiert, zeichnet sich ab, dass die Menschen diesen Entwicklungen kaum Aufmerksamkeit entgegenbringen. Staat und Realität haben sich zu weit voneinander entfernt.

Es stellt sich die Frage, ob der vollständige Rückzug ins Private siegt. Wer mich etwas kennt, der kennt auch die einem Reflex folgende Antwort. Doch: Ist sie richtig und darf man guten Gewissens so und nicht anders antworten?